Die ältesten Kunstgegenstände aus dem Erbe
der Völker, die das heutige Gebiet Georgiens bewohnt haben, stammen aus
vorgeschichtlichen Zeiten. Es wurden Gegenstände der materiellen Kultur
aus dem Paläolithikum und Neolithikum gefunden. Die Werke aus der
Bronzezeit bezeugen die hohe Kultur damaliger Einwohner Georgiens. In
den Grabhügeln wurden u.a. reich geschmückte silberne Gefässe gefunden.
Die Stilistik deutet auf Einflüsse der Urartu-Kultur hin.
Aus der hellenistischen Epoche stammen
Kunstwerke mit reichem Flechtwerkornament mit stilisierten Tiergestalten.
Der Goldschatz aus Achalgori stammt aus dem 5. Jh. n. Chr.
In der ersten Hälfte des 4. Jh. wurde das Christentum zur Staatsreligion
erklärt. Es entstanden erste Kirchen, als zentrale Kuppelbauten oder
langgestreckte dreischiffige Basiliken mit einer Kuppel über der Vierung,
die eine Ähnlichkeit mit den frühromanischen Kirchenbauten Westeuropas
aufwiesen. Die figuralen Basreliefs und steinerne Flechtwerkornamente
beweisen die Fähigkeiten damaliger Steinmetze. In den Apsis-Halbkuppeln
erschienen Mosaiken.
Im 10. Jh. wird der Einfluss der
arabischen und persischen Kultur sichtbar, besonders in der Stilistik
der Miniaturmalerei von Handschriften. Die Freskenmalerei entwickelte
sich unter dem Einfluss von Byzanz. Die georgischen Goldschmiede schufen
reich geschmückte Kultgegenstände, u.a. Reliquiare und Kruzifixe. Die
Umschläge der Gebetbücher wurden mit Verkleidung aus getriebenem
Silberblech versehen. Als wertvollstes Kunstwerk dieser Art gilt der
Buchumschlag des Berder Evangeliars – Werk von Beschken und Beka Opizari.
Eine wichtige Rolle spielte die Kunst des Zellenschmelzes. Diese Technik
fand bei der Schaffung des Marientriptychons aus Chachuli Anwendung.
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Gleichzeitig mit dem Wachstum der
georgischen Monarchie verfeinerte sich die georgische Kunst, bis zum
Gipfel im 12. und 13. Jh. Vom 17. Jh. an begann der Niedergang des
georgischen Staates – und auch der georgischen Kunst. Europäische
Einflüsse werden bemerkbar.
Die georgische Kunst blickt auf eine Geschichte von mehreren Tausend
Jahren zurück. Die bewegte Geschichte des Landes bringt es allerdings
auch mit sich, daß aus der Frühzeit nur wenige archäologische Funde
überliefert sind.Seit dem 19. Jh. haben sich in der bildenden Kunst, vor
allem aber in der Malerei einige Künstler eine Namen gemacht. Der
berühmteste von ihnen ist Niko Pirosmani. Ihn und einige andere
georgischer Maler stellen wir vor. der Maler Niko Pirosmanaschwili
(1860-1918) musste seine Bilder nach dem Geschmack seiner ungebildeten
Kunden – Geschäfts- und Restaurantbesitzer – schaffen; trotzdem
entstanden bedeutende Kunstwerke aus seiner Hand.
Architektur
Von den einst zahlreichen Schlössern lassen nur noch wenige Ruinen eine
Ahnung vom einstigen Ruhm und Reichtum zu. Um so mehr wundert der
Reichtum an sakralen Bauten im ganzen Land. Man mag angesichts der
Vielfalt und eingedenk der religiösen Intoleranz von Persern, Türken, in
gewisser Hinsicht auch der Russen, staunen, mit welcher Hartnäckigkeit
die Georgier ihre Kirchen, Kathedralen und Klöster über die Jahrhunderte
bewahrt und ihre eigene religiöse Tradition am Leben erhalten haben.
Über die vorchristliche Architektur in Georgien geben die zahlreichen
Reisenotizen griechischer und römischer Autoren Auskunft, die das Land
hinter dem Schwarzen Meer für seine großen Städte, die gut passierbaren
Wege, die prächtigen Paläste und ziegelbedeckten Wohnhäuser, die
mächtigen Befestigungen und Kultstätten priesen.
Mit der Christianisierung trat ein neues Element in die georgische
Architektur – das Gotteshaus, und mit ihm verschwanden so gut wie alle
Spuren vorchristlicher Kultbauten. |